Luxusjacht Bayesian

Lehren aus dem Untergang der Luxusyacht Bayesian: Parallelen zur Titanic und deren Bedeutung für modernes Risikomanagement

Früherkennung und Risikomanagement: Warum Unternehmen die Tragödie der Bayesian ernst nehmen sollten

Integrierte Unternehmensplanung und Monte-Carlo-Simulation: Werkzeuge zur Krisenprävention im Mittelstand

Finanz- und Bilanzplanung als Schlüssel zur Krisenfestigkeit: Was der Mittelstand aus der Bayesian-Katastrophe lernen kann

Von der Luxusyacht zur Insolvenz: Wie mangelnde Früherkennung und Risikomanagement zum Untergang führen können

Ich bin selber in den vergangenen Wochen mit einer 12 Meter Segelyacht von Korfu nach Mallorca gesegelt. Nach dem Passieren der Straße von Messina haben wir die Bayesian mit Ihrem imposanten, 75 Meter hohen, Mast gesehen. Und, wir haben nahezu zur gleichen Zeit einen Sturm mit 45 kts, also keinen Tornado, auf dem Wasser abgewettert. Ich war dennoch geschockt, dass diese Luxusyacht gesunken ist und mehrere Menschen ihr Leben verloren haben.

Mir kam sofort die Analogie zur Titanic in den Sinn, mit deren Schicksal ich mich intensiv befasst habe. Aus diesem Grunde hat mich interessiert, warum diese sehr moderne Segelyacht gesunken ist und was wir daraus lernen können. Nun scheinen genügend Informationen vorzuliegen, um dies einzuschätzen.

Die gesunkene Luxusyacht Bayesian zeigt eindringlich, wie entscheidend die Früherkennung von Bedrohungen (Krisen) ist. Ähnlich wie bei der Titanic führten auch hier offensichtlich Versäumnisse zum Untergang. Beide Schiffe galten als nahezu unsinkbar, doch ähnliche Fehler brachten sie zu Fall. Giovanni Costantino, CEO des Herstellers (The Italian Sea Group), betonte, dass „triviale“ Maßnahmen die Katastrophe hätten verhindern können. Die 56 Meter lange Bayesian, ausgestattet mit einem 50-Tonnen-Schwenkkiel und modernster Technik, galt als Symbol für Stabilität und Luxus. Doch weder Hightech noch Größe bewahrten sie vor dem Untergang. Was können Unternehmer daraus lernen?

1. Bedrohungen richtig einschätzen

Wie die Titanic galt auch die Bayesian als nahezu „unsinkbar“. Doch Überheblichkeit und Fehleinschätzungen führten zu fatalen Konsequenzen. Unternehmen, die Bedrohungen nicht oder nicht richtig einschätzen oder sich als „immun“ gegen Krisen betrachten, laufen Gefahr, „unerwartet“ getroffen zu werden. Beispiele wie Credit Suisse und FTI zeigen, dass selbst solche Organisationen ins Wanken geraten können, wenn Risiken nur oberflächlich geprüft werden oder Entscheidungen aus dem Bauch heraus getroffen werden.

2. Moderne Technik anwenden und die Früherkennung verbessern

Tornado-Experte Robert Leyser vom Deutschen Wetterdienst (DWD) erklärte der Zeitschrift Spiegel, dass es sich wohl um eine Wasserhose gehandelt habe. Am Golf von Palermo treten sie wegen des speziellen Reliefs der Bucht und der umliegenden Berge häufiger auf, weil „die bodennahen Winde hier gern mal ihre Richtung ändern. So kann zusätzliche bodennahe Windscherung erzeugt werden.“

Sowohl die Titanic als auch die Bayesian wurden von Ereignissen überrascht, auf die sie sich hätten vorbereiten können. Die Titanic hatte die modernste Funktechnologie ihrer Zeit, die überwiegend für Grüße in die Heimat genutzt wurde. Eisbergwarnungen fielen unter den Tisch, weil mit der hohen Geschwindigkeit das blaue Band gewonnen werden sollte und nach der Kollision wurde Hilfe viel zu spät erbeten. Die Bayesian wurde innerhalb eines vorhergesagten Schlechtwettergebietes von sehr starkem Wind überrascht. Ein deutscher Kapitän in direkter Nachbarschaft auf einem älteren Boot hatte ebenso wenig Probleme wie die ansässigen Fischer, die aus Vorsicht einfach an Land blieben. Diese Beispiele unterstreichen eindringlich, dass die aktuelle Technik für die Früherkennung von Bedrohungen auch genutzt werden sollte und die richtigen Schlüsse zu ziehen sind.

Früherkennung Risikomanagement

Perini Navi luxury sailing yacht – Bayesian Cockpit –

Für Unternehmen bieten sich die integrierte Unternehmensplanung mit Ergebnisplanung, Finanzplanung und Bilanzplanung oder eine Produktsparten-Ergebnisrechnung an. Die Unternehmensplanung kann leicht durch Monte-Carlo-Simulationen ergänzt werden, damit die Kombination und das Zusammentreffen verschiedener Bedrohungen bewertet werden können. Diese Instrumente stehen heute Dank der Digitalisierung und Cloudanwendungen auch für den Mittelstand bereit, um Unternehmen jeder Größe auf Bedrohungen vorzubereiten. Unternehmen, welche diese Werkzeuge aktiv nutzen, können schneller und gezielter auf unerwartete Herausforderungen reagieren.

3. Informationen ernst nehmen und kommunizieren

Ein entscheidender Faktor beider Katastrophen war offensichtlich die mangelhafte Ernsthaftigkeit, mit der Informationen entgegengenommen wurden und deren Kommunikation. Bei der Titanic wurden Eisbergwarnungen zuerst ignoriert und später nicht mehr an die Brücke weitergegeben. Ähnlich scheint es bei der Bayesian gewesen zu sein, wo Wetterwarnungen ignoriert wurden. Mangelnde Informationen und Kommunikation führen auch in Unternehmen zu fatalen Fehlentscheidungen. Bei beiden Schiffs-Katastrophen führte dies dazu, dass die Mannschaft und damit das jeweilige Schiff nicht ausreichend auf die drohende Gefahr vorbereitet war. In der heutigen Unternehmenspraxis sind nach meiner Praxiserfahrung falsche oder fehlende Informationen eine der Hauptursachen für verheerende Fehlentscheidungen. Daher ist es zentral, dass aktuelle Auswertungen ein klares Bild projizieren und präzise sowie rechtzeitig an alle relevanten Entscheidungsträger in der Mannschaft weitergegeben werden, um Bedrohungen und Krisensituationen effektiv zu managen.

4. Die Früherkennung an die Veränderungsgeschwindigkeit anpassen

Ich selber habe eine Sportuhr mit Ankeralarm genutzt, um nicht von einem slippenden Anker überrascht zu werden. Im Radar hatten wir einen Alarm eingestellt, wenn ein anderes Schiff uns zu nah kam. Die Titanic fuhr mit einem normalen Ausguck und 40 km/h durch ein Eisfeld. Die Warnung vor dem entscheidenden Eisberg kam zu spät. Hinzu kam noch der handwerkliche Fehler des Porting around Manövers. Der Kapitän der Bayesian unterschätzte oder ignorierte den Sturm. Giovanni Costantino hebt hervor, dass die Bayesian bereits 14 Minuten vor dem Tornado, der ca. 2 Minuten dauerte, ca. 360 Meter mit slippendem Anker abdriftete, was per AIS nachvollziehbar ist. Ganz offensichtlich wurde nicht entscheidend eingegriffen, weil die Mannschaft in dieser Nacht weder Sensoren noch eine Strategie gehabt hat.

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In unseren dynamischen und schnelllebigen Marktveränderungen müssen Führungskräfte die Sensoren einschalten, damit die besten Maßnahmen für den sicheren Weg in den Hafen gewählt werden können. Eine regelmäßige Überwachung der Controlling-Ergebnisse und die Bereitschaft, bei Bedarf schnell zu reagieren, können den alles entscheidenden Unterschied zwischen einer erfolgreichen Krisenbewältigung oder einer Katastrophe ausmachen.

5. Krisenfest durch kompetentes Personal

Die Tragödien der Titanic und der Bayesian verdeutlichen eindrucksvoll, dass selbst die modernsten Technologien und die stärkste Infrastruktur nutzlos sind, wenn das Personal nicht entsprechend geschult und sensibilisiert ist, um auf Bedrohungen richtig zu reagieren. Auf der Titanic war die Besatzung nicht ausreichend auf den Umgang mit Notfällen vorbereitet. Hierdurch wurde die Anzahl der Opfer deutlich erhöht, weil Rettungsboote kenterten oder nicht voll besetzt zu Wasser gelassen wurden. Die offensichtlich nicht hinreichende Reaktion der Besatzung auf der Bayesian überrascht, da laut AIS bereits 14 Minuten eine Maßnahme hätte erfolgen können, um diesen irreversiblen Ausgang abzuwenden. Vier triviale Maßnahme hätten nach Meinung von Giovanni Costantino gereicht, um die Katastrophe zu vermeiden: „Alle Öffnungen schließen, alle Passagiere an einer Sammelstelle zusammenführen, Ankerkette hoch, Kiel runter und Bug in den Wind.“

Gut ausgebildete und kompetente Mitarbeiter sind ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil, den es zu pflegen gilt. Regelmäßige Aus- und Weiterbildungen, insbesondere in Krisenmanagement und Notfallmaßnahmen, sollten daher ein integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie sein. Nur wenn die Mitarbeiter auf allen Ebenen sensibilisiert werden, wie sie in kritischen Situationen reagieren, kann ein Unternehmen flexibel und effektiv auf Bedrohungen reagieren.

Fazit und konkrete Empfehlungen für den Mittelstand

Der Untergang der Bayesian zeigt, wie schnell eine scheinbar stabile Situation kippen kann, wenn Warnsignale ignoriert und Maßnahmen nicht ergriffen werden. Eine zeitgemäße Voraussicht und eine aktiv angewandte integrierte Unternehmensplanung sind unerlässlich. Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie flexibel aber abgestimmt reagieren, wenn unerwartete Herausforderungen auftreten. Die Titanic, die Bayesian und jüngste Insolvenzen zeigen, wie wichtig es ist, auf Bedrohungen vorbereitet zu sein.

Unternehmen, die in unsicheren Zeiten erfolgreich navigieren wollen, müssen ihre Entscheidungen auf objektive Auswertungen moderner Systeme stützen, deren Voraussicht trotz der zunehmenden Geschwindigkeit der Marktveränderungen genügend Zeit zum Gegensteuern sichern. Die einheitliche Informationslage muss Basis der Strategie und muss mit der Mannschaft geteilt werden, damit alle auf dem gleichen Informationsstand und an einem Strang ziehen. Eine gute Aus- und Weiterbildung auf jeder Ebene unterstützt alle vorgenannten Punkte. Ziel ist, der Besitz der fähigsten Mitarbeiter auf der jeweiligen Ebene, denn dies ist der am Schwierigsten nachzuahmende Wettbewerbsvorteil.

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