Integrierte Unternehmensplanung

Gastbeitrag von Gerald Iserloh, PARES Strategiepartner GmbH

Einleitung:

Die Akquise von frischem Kapital stellt den deutschen Mittelstand vor anspruchsvolle Herausforderungen, die eine präzise Erfüllung der Anforderungen seitens Banken und Kapitalgebern erfordern. In diesem Kontext gewinnt die Implementierung integrierter Planungssysteme als strategischer Ansatz an Bedeutung. Dieser Ansatz hat das Ziel, die geforderten Finanzkennzahlen kontinuierlich zu aktualisieren, eine umfassende Risikoquantifizierung zu ermöglichen und auf Grundlage der Planwerte mögliche Finanzierungslücken frühzeitig zu erkennen und diese rechtzeitig zu schließen.

Erfordernisse von Banken und Kapitalgebern:

Banken und Kapitalgeber legen zunehmend Wert auf transparente und aussagekräftige Finanzinformationen. Unternehmen müssen die geforderten Kennzahlen wie Kapitaldienstdeckungsquote, Zinsdeckungsgrad und Nettoverschuldung erfüllen, um erfolgreich Kapital beschaffen zu können.

Dabei ist die Kapitaldienstdeckungsquote das Verhältnis des operativen Gewinns (EBITDA) zu den Zins- und Tilgungszahlungen. Diese Kennzahl zeigt, inwiefern ein Unternehmen in der Lage ist, seine finanziellen Verpflichtungen zu bedienen. Ein hoher Wert signalisiert finanzielle Stabilität und erhöht die Attraktivität für Kapitalgeber. Von Banken wird häufig ein Wert von größer 1 über die Kreditlaufzeit gefordert. In der Folge muss das EBITDA die Zins- und Tilgungszahlungen mindestens abdecken.

Der Zinsdeckungsgrad hingegen bezieht sich speziell auf die Zinszahlungen. Ein Wert über 3 zeigt an, dass das Unternehmen genügend Gewinn erwirtschaftet, um die Zinsen zu decken und darüber hinaus Zahlungen zur Verringerung der Verbindlichkeiten zu leisten. Beide Kennzahlen sind für Kapitalgeber essenziell, da sie die finanzielle Tragfähigkeit des Unternehmens widerspiegeln.

Und nicht weniger bedeutend ist die Nettoverschuldung, die Aufschluss darüber gibt, wie viel Fremdkapital ein Unternehmen in Relation zum EBITDA in Anspruch nimmt. Die Nettoverschuldung ist eine entscheidende Kennzahl für Kapitalgeber und das Finanzrating. Wenn die verzinslichen Verbindlichkeiten das EBITDA nicht mehr als das 5- bis 7-fache übersteigen, signalisiert dies für den Kapitalgeber finanzielle Flexibilität und minimiert die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls.

Diese Kennzahlen sind neben weiteren Faktoren entscheidend dafür, ob ein Kreditantrag angenommen und der zu erwartende Kredit ausgezahlt wird. Daher ist es sehr wichtig, diese vor einem Kreditantrag intern abzubilden, um geeignete Maßnahmen zur Einhaltung der Grenzwerte einzuleiten.

Integrierte Planung als Schlüssel zur Finanztransparenz:

Die integrierte Planung fungiert als Schlüssel zur Finanztransparenz, indem sie Aufschluss über entscheidende Kennzahlen gibt. Sie baut nicht nur auf den Jahresabschlüssen und „Betriebswirtschaftlichen Auswertungen“ (BWAs) vergangener Perioden auf, sondern erweitert den Horizont durch die Integration von Planungswerten. Diese zukunftsorientierte Ausrichtung ermöglicht sowohl die Antizipation möglicher Fehlentwicklungen als auch eine proaktive Steuerung von Bilanzpositionen sowie die frühzeitige Identifizierung von erwarteten Gewinnen oder Verlusten und eines Liquiditätsbedarfes.

Geeignete Gegensteuerungsmaßnahmen können somit direkt nach dem Aufdecken der künftigen Fehlentwicklung in die Wege geleitet werden. Die Implementierung einer integrierten Unternehmensplanung, zum Beispiel als Cloud-Lösung, ermöglicht nicht nur einen zügigen Planungsstart, sondern auch die kontinuierliche Aktualisierung relevanter Auswertungen und Finanzkennzahlen. Durch Echtzeitintegration von Ist- und Planungsdaten erhalten zuerst die Unternehmer selber einen umfassenden Einblick in die finanzielle „Gesundheit“ Ihres Unternehmens und können auf Basis dieser Daten ihre Risiken quantifizieren. Im zweiten Schritt können diese Reports ohne weiteren zeitlichen Aufwand jederzeit an potenzielle Investoren weitergereicht werden, weil diese vorzeigbar in der Schublade liegen.

Fazit:

Die Erfüllung der Anforderungen von Banken und Kapitalgebern erfordert eine strategische Herangehensweise im deutschen Mittelstand. Die Integration moderner Planungstechnologien gewährleistet nicht nur die Erfüllung gegenwärtig gestiegener Anforderungen, sondern ermöglicht auch eine transparente und quantifizierbare Analyse zukünftiger Risiken. Darüber hinaus ermöglicht eine integrierte Unternehmensplanung die regelmäßige und kontinuierliche Ermittlung des Unternehmenswerts als wertvolle „Kennzahl“.

Dabei ist entscheidend, dass diese Systeme im Mittelstand nicht mit ihrer Komplexität überfordern. Pragmatisch sollten sie die spezifischen Probleme im Mittelstand aufgreifen, effizient lösen und einen echten Mehrwert zur realen Unternehmenssteuerung im deutschen Mittelstand bieten. Dies schafft nicht nur günstige Voraussetzungen für die Kapitalbeschaffung, sondern legt auch einen soliden Grundstein für den langfristigen Unternehmenserfolg.

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