Gerald Iserloh, Berater und Initiatior der PARES Strategiepartner GmbH, im Gespräch mit dem Mittelstandsforum Köln Bonn Netzwerk.
Herr Iserloh, herzlich willkommen. Sie beraten erfolgreich seit fast drei Jahrzehnten mittelständige Unternehmen und helfen ihnen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wie sehen Sie eigentlich die aktuelle Lage?
Die aktuelle Lage ist geprägt von vielen Unsicherheitsfaktoren, wie z.B. die Folgen der Corona-Pandemie, der Ukrainekrieg, die erhöhten Energiepreise, die Inflation, die hohen Zinsen, der spürbare Fachkräftemangel, die avisierte Energiewende und die politische Ungewissheit. Diese stellen die Unternehmen vor vielleicht in dieser Komplexität nie dagewesenen Herausforderungen.
Wie kann in diesen turbulenten Zeiten ein Unternehmen seine Position und ihre mögliche zukünftigen Entwicklung in seinem Markt einschätzen?
Im Gegensatz zum vergangenen Jahrzehnt, als die makroökonomischen Faktoren eher von Stabilität geprägt waren, müssen in der heutigen Zeit Unternehmer ihre aktuelle Position und die möglichen Entwicklungs-Szenarien in Zahlen quantifizieren und simulieren. So müssen Unternehmer ihr Bauchgefühl und ihre wertvolle Erfahrung nicht nur mit qualitativen Fakten, sondern mit Zahlen untermauern. Eine andere Vorgehensweise kann sonst unerwünschte und verheerende Konsequenzen zur Folge haben.
Wie kann das einem Unternehmen gelingen?
Unternehmen müssen einen höheren Anspruch an ihre Planung anlegen als in der Vergangenheit. Es bedeutet, dass es künftig keine losgelösten Planungen mehr geben sollte, sondern diese ineinander integriert und abgestimmt erstellt werden müssen.
Das klingt nachvollziehbar. Wie funktioniert diese Art der Planung?
Nehmen wir uns die finanzwirtschaftlichen Daten eines Unternehmens als Grundlage einer integrierten Planung vor. Die Ergebnisplanung definiert die Erlös- und Aufwandsziele und prognostiziert die Rentabilität, während die Bilanzplanung die Kapitalbindung und die Mittelherkunft des Eigen- bzw. Fremdkapitals des Unternehmens in den Fokus nimmt. Die Finanzplanung konzentriert sich auf die Einzahlungen sowie die Auszahlungen und damit auf die Vorhersage eines potenziellen Liquiditätsbedarfs.
Aber erst durch die Integration der Ergebnis-, Finanz und Bilanzplanung wird jede einzelne Teilplanung plausibel nachvollziehbar. So können beispielsweise durchgängige Annahmen und Parameter verwendet werden, um Prognosen für Erlöse, Aufwendungen und Cashflows konsistent zu ermitteln. Die Integration der Ergebnis-, Finanz- und Bilanzplanung ist der Schlüsselfaktor für den Erfolg der Unternehmensplanung. Durch die Verknüpfung dieser Planungsbereiche wird eine ganzheitliche zukünftige finanzwirtschaftliche Betrachtung ermöglicht, welche auf plausiblen Ist-Auswertungen aufbaut. Diese Prämissen verbessern die Qualität der Unternehmensplanung und die Entscheidungsfindung eindeutig.
Wo zeigt sich der Mehrwert einer integrierten Planung?
Wenn ich als Unternehmer rechtzeitig eine künftige Liquiditätslücke erkennen kann, will ich diese doch auch unbedingt sichtbar machen. Als Unternehmer will ich die Gründe hierfür verstehen und gegen diese Entwicklung zeitnah geeignete Maßnahmen umsetzen. Und was noch enorm wichtig ist, dass ich als Geschäftsführer somit meinen rechtlichen Verpflichtungen nachkomme und somit präventiv meine persönliche Haftung vermeide. Zudem ist mein Unternehmen mit konsistenten Daten und finanzwirtschaftlichen Auswertungen zur geplanten Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage ausgestattet. Das ist von besonderem Vorteil, insbesondere wenn zum Beispiel Gespräche mit Investoren oder Banken anstehen, da es für diese eine unbedingte Voraussetzung für die Ausweitung des Engagements ist. Denn anhand der Auswertung kann ich aufzeigen wo das Unternehmen steht und wo die Reise hingeht.
Hierfür sollten die Ist-Werte auf Basis von möglichst ganzheitlichen Marktbewertungen und Branchenbeobachtungen analysiert werden und als Grundlage für aktuelle Forecast-Werte des laufenden Geschäftsjahres dienen. Es bietet sich an, darüber hinaus für mindestens zwei oder drei weitere Jahre auf Monatsbasis zu planen. Damit schaltet die Geschäftsführung das Fernlicht an und bezieht mehr Informationen in ihr heutiges Handeln ein. Diese Vorgehensweise vermittelt Sicherheit für die handelnden Personen und gegenüber Kapitalgebern. Des Weiteren wird diese vorausschauende Führung, wodurch eine gesicherte Unternehmenszukunft unterstützt wird, natürlich auch von den eigenen Mitarbeitern wertgeschätzt, die als Human-Kapital einen essentiellen Wettbewerbsvorteil ausmachen sollten.
Unternehmen sind heute bekanntlich mit diversen Herausforderungen beschäftigt und haben kaum Zeit und Ressourcen eine neue Flanke aufzumachen. Wie kann ein Unternehmen die integrierte Planung in der Tat umsetzen?
Durch die permanenten technologischen Fortschritte sind auch kleinere mittelständische Unternehmen in der Lage, derartige Prozesse nach ihren Bedürfnissen und in kompakter Form digital zu nutzen. Hier empfehle ich weg von zeitraubenden selbstgestrickten und anfälligen Excelkalkulationen, sondern hin zu programmierten Planungstools auf Cloud-Basis wie z.B. Software as a Service Lösungen (SaaS). Wir haben erst kürzlich eine Lösung für den Mittelstand entwickelt. Nach einer überschaubaren Netzrecherche durch die verfügbaren Produktinformationen kann relativ schnell mit der integrierten Planung begonnen werden.
Worauf sollte ein Unternehmer beim Einsatz einer derartigen Lösung achten?
Elementar ist die Bedienbarkeit. Es muss klar sein, dass in wenigen Schritten die Ist- und Plan-Daten übertragen werden können und welche Informationen, idealerweise mit Kennzahlen und dazugehörigem monatlichen Reportingbericht, gewonnen und generiert werden können. Es ist wichtig, dass der Umgang mit dem ausgewählten Tool Unternehmen keinen Kopfschmerzen, sondern eher funktionale Freude bereitet und kostenadäquat angeboten wird. Das ist zwar ein Spagat für die anbietenden Unternehmen, ist aber gleichzeitig der reale Anspruch eines jeden mittelständischen Unternehmens. Diesem Anspruch müssen die Anbieter gerecht werden. Nur so wird kleineren mittelständischen Unternehmen auch tatsächlich hinsichtlich ihrer Planung, ihrer Zukunftsfähigkeit und ihrer Unternehmensteuerung geholfen!
Wir bedanken uns für das Gespräch, Herr Iserloh.
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